Erfahrungsbericht Jonas

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The Outback Experience

Nach einer wirklich starken Woche auf der Trainingsfarm nahm ich einen Job an als „Station Hand“, das ist so was wie ein Cowboy-Assistent, auf einer Schaf- und Rinderfarm mit viertausend Stück Rindern und sechstausend Schafen, was in Australien als eher überschaubarer Betrieb zählt.

Außer mir waren noch zwei andere Backpacker auf der Station, und wir wohnten zusammen in einem kleinen Häuschen ein paar hundert Meter weit weg vom Haupthaus. So eng miteinander zu arbeiten, und das unter teilweise extremen Bedingungen für oft 70 und mehr Stunden pro Woche, sorgte für einen echt starken Zusammenhalt unter uns. Ich wusste, dass ich mich immer auf die beiden anderen verlassen kann und dass sie mir in schwierigen Situationen helfen.

Nun sind Orte wie diese Farm weit abgeschieden, und Hilfe von außen ist entweder schwer zu kriegen oder wahnsinnig teuer. Und so haben wir alles, was auf der Farm erledigt werden musste, selbst gemacht. Das war fast jeden Tag irgendwas anderes, was die Arbeit wirklich spannend machte, da ich ständig Neues lernte. Ein paar von diesen unterschiedlichen Aufgaben waren: Überprüfung und Reinigung der Tanks und Tröge für das Vieh auf dem Cross-Bike, die Betreuung der 15 !! Arbeitshunde, einige Bauarbeiten, wie der Bau eines großen Schuppens aus Wellblech, und allgemeine Wartungsarbeiten wie Pflege und Reparatur des riesigen Maschinenparks.

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Die Arbeit mit den Tieren

Und dann war da natürlich die Arbeit mit den Tieren, der Grund, warum ich gerade diesen Job wollte, und auch ein großer Teil dessen, warum Australien meine erste Wahl war. Wir machten Viehtrieb mit allem, was vier Beine hat: wilde Ziegen, Schafe und Pferde bis hin zu (fügsamen und sehr viel weniger fügsamen) Rindern. Nun sind meine Reitkenntnisse bestenfalls beschränkt, und der größte Pferdefan bin ich auch nicht. Deshalb habe ich fürs Zusammentreiben meistens eine Cross-Maschine und manchmal ein Quad-Bike benutzt. Ich hatte vorher auch sehr wenig Erfahrung was das Motorradfahren angeht, eigentlich nur die paar Tage auf der Trainingsfarm, und so war das Treiben von Rindern und anderem Viehzeug mit dem Crossbike auf dem sehr unwegsamen und oft sandigen Gelände ein bisschen wie ein Schock und eine echte Herausforderung … aber es machte auch unglaublich viel Spaß. Die Koppeln sind ziemlich groß, deshalb arbeiteten wir in der Regel zu viert oder mit noch mehr Leuten, einige zu Pferd, andere auf Motorrädern und die meiste Zeit einer in einem Gyrocopter. Das ist eine Mischung aus Ultraleicht-Flugzeug und Hubschrauber.

Wenn das Vieh dann zusammen getrieben war, begann die eigentliche Arbeit – zumindest bei Rindern und Schafen. Zuerst mussten sie eingeteilt werden, was heißt, sie durch verschiedene Metallgatter zu treiben und dabei zu sortieren, gleichzeitig aber auch darauf zu achten, nicht selbst niedergetrampelt, getreten oder von irgendeinem dusseligen Bullen angemacht zu werden.

Dann wurden die Kälber gebrandmarkt, kriegten ihre Ohrmarken und wurden enthornt und kastriert. Je nach dem mussten die anderen Rinder auch auf bestimmte Weise behandelt werden, was bedeuten konnte, sie gegen Parasiten zu wässern oder für den Schlachthof zu wiegen und so weiter. Beide Arten von Vieharbeit waren ziemlich hart und anstrengend, aber ich habe es trotzdem ungeheuer genossen. Und natürlich schmeckt nach einem anstrengenden Tag Arbeit nichts besser als ein wohlverdientes Bier oder zwei, oder ein Bundi mit Coke.

Insgesamt hatte ich eine tolle Zeit während meiner vier Monate auf der Station, und ich würde so was auf jeden Fall all denen empfehlen, die echt mal was anderes erleben wollen. Ich selbst will unbedingt wieder an einem ähnlichen Ort arbeiten, aber jetzt freue ich mich erst mal auf meinen wohlverdienten Urlaub.

Januar 2016

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